Das Wagnis um Smart Homes: Warum mein Zuhause noch so „undigital“ ist
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Liebes Tagebuch,
ich habe ein Geständnis zu machen. Schließlich lassen meine Einträge vermuten, dass ich ein absoluter Fan von Technik sein müsste. Und ich automatisiere allein schon beruflich alles, was mir zwischen die Finger kommt. Dennoch gibt es einen Bereich in meinem Leben, der aus vergangenen Zeiten zu stammen scheint: Meine eigenen vier Wände.
Es ist die reine Wahrheit, dass mein Zuhause überwiegend Oldschool ist. Ich ziehe die Rollläden mit purer Muskelkraft hoch. Und wenn es mich friert, habe ich mich Richtung Thermostat in Bewegung zu setzen.
Wieder ein leicht ironischer Zug meines Lebens, oder? Trotz meines Daseins als IT-Girl bin ich in meinem Freundeskreis nahezu die einzige, bei der keine Alexa wohnt. Dann wird es doch Zeit, mich zumindest einmal mit Smart Homes auseinanderzusetzen.
Diese 5 Elemente machen ein Zuhause clever
Einfach gesagt steht der Begriff Smart Home für die Automatisierung verschiedener Abläufe in unseren vier Wänden. Für die Umsetzung müssen mehrere Mitspieler an einem Strang ziehen:1.
- Das Herzstück ist das sogenannte Gateway, das als Steuerungszentrale zum Einsatz kommt.
- Darüber können verschiedene Aktoren (sprich Endgeräte), wie zum Beispiel Lampen, Waschmaschinen oder Türschlösser per Internet von überall aus gesteuert werden.
- Die Kommunikation zwischen den Geräten läuft über Verbindungen, in der Regel per Funk oder Verkabelung.
- Die Befehle des Anwenders nimmt ein Eingabegerät entgegen – das kann ein Smartphone bzw. Tablet sein oder auch über einen Sprachbefehl laufen.
- Über Sensoren werden zudem Veränderungen wahrgenommen, die für den Einsatz der Endgeräte relevant sind, wie z.B. Temperatur oder Helligkeit.
Vorteile von Smart Homes
Zugegeben war mir bisher nur ein Bruchteil aller Pluspunkte am Smart Home bewusst. Und das beschränkt sich auf den Komfortgewinn: Natürlich fände ich es praktisch, wenn mein Fernseher auf Zuruf starten würde und sich dabei gleich noch die Lichtverhältnisse anpassen.
Was mir bislang jedoch nicht klar war, ist, dass Smart Homes auch ein großer Faktor zur Energieersparnis sind: Durch clevere Regelung sollen sich bis zu 8% Heizkosten sparen lassen!1. Das schont natürlich Umwelt und Geldbeutel gleichermaßen.
Überraschend fand ich auch, dass Smart Homes die Sicherheit in den eigenen vier Wände erhöhen können. Zugegeben habe ich mich bisher rein auf die Risiken versteift (zu ihnen kommen wir gleich). Doch positiv betrachtet helfen Kameras und Sensoren, nach dem Rechten zu sehen. Naheliegend ist hier natürlich das Thema Einbruchschutz. Doch die automatisierte Überwachung hilft auch, bei anderen Vorfällen noch rechtzeitig benachrichtigt zu werden – zum Beispiel, wenn Wasser austritt oder es zu Überhitzungen kommt.2.
Nachteile von Smart Homes
Als waschechter Bedenkenträger bleibt mir nichts anderes übrig, als die Nachteile gehörig unter die Lupe zu nehmen.
Ein Kritikpunkt ist, dass viele Smart Home Systeme noch Insellösungen sind. Das bedeutet, dass verschiedene Systeme von diversen Herstellern zum Einsatz kommen. Funktioniert die Kommunikation untereinander nicht reibungslos, kann das den Komfortgewinn durchaus wieder zunichtemachen.
Ein Freund von mir lobte daher geschlossene Systeme: Bei dieser Variante kommt alles aus einer Hand und es gibt folglich keine Probleme bei der Vernetzung. Doch auch hier findet sich wieder ein Haar in der Suppe: Es bindet an einen bestimmten Hersteller. Hat dieser für einen Themenbereich nichts im Bauchladen, so geht man leer aus – oder zirkelt wieder zurück zur Insellösung.3.
Kommen wir nun zum Hauptargument, weshalb ich um Alexa & Co. bislang einen Bogen gemacht habe: Die Anfälligkeit für Cyber-Kriminalität ist nicht wegzureden. Da Smart Home Systeme mit dem Internet verbunden sind, bieten sie Angriffsfläche gleich an mehreren Stellen:1.
- Zunächst einmal geht es um die Endgeräte selbst: Eine gehackte Kamera oder ein manipuliertes Türschloss kann ernste Konsequenzen haben und die Privatsphäre gefährden. Die Verbraucherzentrale rät beispielsweise dringend von der Haustürsteuerung per Smartphone ab – trotz allen Komforts.1.
- Auch das hinterlegte Benutzerkonto, das oft nur durch ein Passwort geschützt ist, kann zu einem Problem werden. Wenn das Passwort leicht zu knacken ist, können Hacker schnell Zugriff auf das gesamte System erlangen.
- Zudem ist die Datenübertragung ein potenzielles Risiko. Ohne ausreichende Verschlüsselung können Dritte die Übertragung mitverfolgen und sensible Informationen abfangen.
- Ein weiterer Angriffspunkt ist die Speicherung der Nutzerdaten durch die Anbieter von Smart Home Systemen. Kommt es zu Datenpannen, können persönliche Informationen abhandenkommen.
Der Blick nach vorne: Was den Risiken entgegenzusetzen ist
Es gibt mittlerweile einige Argumente, die meinen Vorbehalten gegenüber Smart Homes entgegenwirken. Um beispielsweise die Insellösungen paradiesischer zu gestalten, gibt es bereits Vereinigungen zwischen verschiedenen Herstellern. Eine davon ist Qivicon, eine Smart-Home Plattform der deutschen Telekom, die von Samsung bis Miele ein stolzes Arsenal bekannter Marken beinhaltet. Das Ziel der Plattform ist, Standards zwischen verschiedenen Systemen zu verbessern und nahtlose Integrationen zu ermöglichen.4.
Zudem hat man bis zu einem gewissen Grad auch selbst in der Hand, wieviel Angriffsfläche man Hackern bietet. Das beginnt mit den üblichen Sicherheitstipps, wie zum Beispiel, sichere Passwörter zu verwenden, regelmäßig Updates zu machen und eine zuverlässige Verschlüsselung für die Datenübertragung zu nutzen. Darüber hinaus hilft ein geschärftes Bewusstsein bei der Einrichtung von Smart Homes – ein Blick auf die Datenschutzrichtlinien der Anbieter ist dabei mehr als empfehlenswert.1.
FAZIT
Du kannst sicherlich herauslesen, dass meine Zweifel auch nach meinen Recherchen zu Smart Homes nicht aus der Welt sind. Doch wie schon angemerkt, hat das „clevere Zuhause“ deutlich mehr Vorzüge als mir bislang bewusst war. Die Frage, ob ich wirklich die Tür abgesperrt habe, könnte ich in die Vergangenheit verbannen und zudem bares Geld sparen – für einen Halbblut-Schwaben wie mich ein absolutes Argument.
Vor allem beziehen sich diese Vorzüge nur auf das Hier und Jetzt. Kaum auszudenken, wie künstliche Intelligenz auch Smart Homes noch beflügeln wird. Man stelle sich vor: Die Wassertemperatur, die meine persönlichen Vorlieben berücksichtigt oder Lichtverhältnisse, die sich abhängig davon anpassen, wer gerade den Raum betritt.5. Kurzum: Da wartet noch einiges auf mich, was mir meinen Widerstand zunehmend erschweren wird. Ob ich nachgeben werde? Du, liebes Tagebuch, wirst es als erstes erfahren.
Quellen:
- https://www.verbraucherzentrale.de/wissen/umwelt-haushalt/wohnen/smart-home-das-intelligente-zuhause-6882
- https://www.schoener-wohnen.de/architektur/36906-rtkl-was-ist-eigentlich-ein-smart-home
- https://www.stern.de/digital/smarthome/smart-home-systeme–so-wird-ihr-zuhause-smart-9071750.html
- https://www.turn-on.de/article/qivicon-das-kann-die-smart-home-plattform-der-telekom-352361
- https://solarenergie.de/smart-home/kuenstliche-intelligenz