Internet

Kann das Internet fliegen?

Bildquelle: Pexels

Liebes Tagebuch,

kannst du mir sagen, wie oft ich die Serie „The Big Bang Theory“ gesehen habe? Ich bin gar nicht sicher, ob ich zwei oder drei Mal von vorne angefangen habe. Ich finde mich aber auch einfach zu gut darin wieder. Heute muss ich wieder an Penny denken, als sie Sheldon um einen Physik-Crashkurs bittet. Sie möchte nur wissen, woran ihr Freund und Physiker Leonhard arbeitet. Doch Sheldon beginnt mit seinem angeblichen Crashkurs stolze 2.600 Jahre vorher, und erzählt von einem warmen Sommerabend im alten Griechenland. Logischerweise bittet sie ihn gleich, zum Eingemachten zu kommen. Aber dann landet sie inmitten tausender Formeln, die für sie überhaupt keinen Sinn machen. Egal wie die beiden es drehen und wenden – alle Wege führen zurück zu jenem antiken Sommerabend.1.

Bei meinem Vorhaben geht es mir ganz ähnlich. Ich möchte gar kein IT-Profi werden, sondern nur ein Verständnis darüber gewinnen, was es damit überhaupt auf sich hat. Ich denke an das einfachste Beispiel – das erste, das ich morgens tue, während ich noch am Müsli kaue, ist: E-Mails checken. Wie funktioniert eine E-Mail? Kann doch nicht so schwer sein.
Aber dann kommt das böse Erwachen: In den zahlreichen Blogbeiträgen und Videotutorials, durch die ich mich wühle, werden mir fremde Abkürzungen um die Ohren geworfen. POP3, IMAP, SMTP, DNS. Hilfe! Schon nach kurzer Zeit bin ich mit den Nerven am Ende. Und ich gebe mich geschlagen: Bevor ich dir erklären kann, was es mit E-Mails auf sich hat, muss ich zurück zum Anfang begeben, der mich zum Glück nur ein paar Jahrzehnte in die Vergangenheit führt.2. Dafür stelle ich mir die Frage: Was ist eigentlich das Internet?

Nach gewohnter Manier suche ich erst im Gabler Wirtschaftslexikon nach einer Definition des Internets – für mein Tagebuch nur das Beste! Nachdem da wieder Fremdwörter auf mich warten, versuche ich es mit Praxistipps von Chip.de. Aber wirklich verständlich erklären kann es mir erst der Roboter Fred von SRF Kids – wie traurig ist das! Aber endlich steige ich durch. Damit ich auf das Internet zugreifen kann, braucht es:

  • Client
  • Server
  • Router
  • Kabel
  • Provider

Der Client, sprich „Kunde“, ist mein Laptop, Smartphone oder sonstiges Gerät, mit dem ich ins Internet gehe. Ich stelle mir den Client wirklich wie einen Kunden vor, der etwas bestimmtes anfordert – zum Beispiel neue E-Mails, den Wetterbericht oder was auch immer. Mit seinem Anliegen wendet sich der Client an einen Server.3.

Der Server ist mit einem Computer vergleichbar, nur dass er keinen Bildschirm hat. Dafür stellt er als „Diener“ eine ganze Menge Informationen bereit. Alles, was über das Internet an Daten zur Verfügung steht, ist über solche Server gespeichert.3. Sie können überall stehen: Bei mir Zuhause, in der Firma oder oft sogar sehr zahlreich in dafür ausgelegten Gebäuden, den sogenannten Rechenzentren.4.
Es ist also großer Quatsch, dass das Internet irgendwie so in der Luft herumfliegt, wie ich das lange dachte. Jede Information hat einen konkreten physikalischen Ort – auf den man sich rund um den Globus Zugriff verschaffen kann.

Dafür kommen Router zum Einsatz. Sie suchen für die Daten den richtigen Weg zwischen Client und Server und leiten sie quasi wie ein Navi weiter. Vernetzt werden die Router und Server über Kabel. Ja tatsächlich! Wenn ich Infos von einem amerikanischen Server abfrage, wandern die Daten wirklich über ein sehr, sehr langes und dickes Kabel über den großen Teich – selbst wenn es sich dabei um eine Nachricht von der Nachbarin zwei Häuser weiter handelt.3.
Nun kommen wir zu dem Teil, der mich so aufs Glatteis geführt hat:
Einen winzigen Teil der Strecke kann eine Information nämlich auch ohne Kabel, also per WLAN, zurücklegen. In Form elektromagnetischer Wellen bewegt sie sich beispielsweise von meinem Laptop bis zum Router auf meiner Kommode. Das war’s dann aber schon in Sachen „in der Luft herum fliegen“. Bereits ab meinem Router führt die Daten ein Kabel zum Verteilerkasten vor meiner Tür.

Die erste Anlaufstelle ist dann der Provider. Den kann man sich als Türsteher vorstellen – das ist die Firma, die mich überhaupt ins Internet lässt. Ohne Provider „kummst du ned rein“. Der Provider verfügt über eigene Server, wo er die Anfragen seiner Kunden empfängt. Von dort aus werden sie über verschiedene Router und Server bis zur Endstation, bspw. einem WhatsApp Server, weitergeleitet. Die gewünschten Daten finden ihren Weg retour bis zum Server des Providers, der sie über meinen Router schlussendlich auf meinen Bildschirm spielt.3.

Dank Roboter Fred habe ich nun die Basis, um an Fachartikel für meine Altersgruppe anzuknüpfen. Dazu muss ich nur noch den Gedankensprung machen, dass der Verbund aus Servern, Routern und Providern dezentral ist. So haben Universitäten, Unternehmen, Forschungseinrichtungen etc. alle ganz unabhängig voneinander ihre eigenen Netzwerke, die dann „mit extrem leistungsstarken Glasfaserkabeln, dem sog. Backbone (Rückgrat), verbunden“ werden.5. So entstehen Internetknoten, die wiederum zahlreiche Provider nutzen, um untereinander „Daten zwischen ihren unabhängigen Netzwerken aus[zu]tauschen“.5.

ICH FASSE ZUSAMMEN:

Das Internet ist nicht ein einziges allwissendes Knäuel, wie ich es mir immer vorgestellt habe. Schlau wird es dadurch, dass sich unfassbar viele, voneinander unabhängige Einheiten zusammenschalten und austauschen. Das Wissen liegt dabei über Server verteilt. Router navigieren dieses Wissen dorthin wo es gerade benötigt wird.
Damit kann ich doch etwas anfangen! Jetzt habe ich schon mehr Zuversicht, dass ich mich dem ganzen Fachenglisch annähern kann, das mich eingangs so zur Verzweiflung gebracht hat. Schön ein Schritt nach dem anderen, wie ich von Sheldon und Penny gelernt habe. Als nächstes fühle ich mich endlich dazu gewappnet, mit E-Mails auf Reisen zu gehen und mir anzuschauen, welche Etappen sie zwischen Versand und Zustellung zurücklegen.


Quellen:

  1. The Big Bang Theory – Staffel 3, Episode 10, „The Gorilla Experiment“
  2. https://www.zdf.de/kinder/logo/die-geschichte-des-internets-100.html
  3. https://www.youtube.com/watch?v=e9FJPnFQWi8 – Wie funktioniert das Internet? | Frag Fred | SRF Kids – Kindervideos für Kinder
  4. https://www.computerweekly.com/de/definition/Data-Center-Rechenzentrum
  5. https://www.webtechnologien.com/wissen/das-internet/die-infrastruktur-des-internets/

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