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Go oder No-Go? Was man über die Cloud wissen sollte

Wolken

Bildquelle: Pexels

Liebes Tagebuch,

heute wird es Zeit für ein Throwback: Vor einer Weile habe ich über die dunkle Seite der Cloud berichtet. Ich stand im Bad, wollte meine Wellness-Zeit musikalisch untermalen und stellte fest: Nix geht mehr. Ohne Vorwarnung hatte der Anbieter mich von meinen Playlists abgekapselt – und forderte einen monatlichen Aufpreis dafür, den Zugang wiederherzustellen.

Klar werden Dinge teurer, aber ich war baff, wie urplötzlich die Schranken selbst zu meinen „Downloads“ geschlossen waren. Mittlerweile bin ich froh, dass der Schreck groß genug war, um ihn hier in meinem IT-Tagebuch zu teilen. Ein aufmerksamer Leser griff meine Schilderungen auf – und legte mir ans Herz, die Cloud nicht verallgemeinert abzustempeln. Ich beschloss daraufhin, noch ein zweites Mal hinzusehen und herauszufinden: Sind cloudbasierte Dienste wirklich so mit Vorsicht zu genießen?

Das konnte mir wohl keiner besser beantworten als jemand, der sich die Cloud zum Beruf gemacht hatte. Ich freue mich riesig, dass ich dir nun genau so jemanden vorstellen darf! Unsere Wege kreuzten sich „stilecht“ dank Informationstechnologie – genauer gesagt, über einen Algorithmus von Instagram. Schnell waren wir vernetzt und ich bekam mit, wie Nora, alias Wolkencode, die IT-Welt rockt. Ich versuchte mein Glück und kontaktierte sie mit meiner Frage. Daraus entstand ein beeindruckender Call mit ihr – am liebsten hätte ich gar nicht aufgelegt! Ich nahm neue Perspektiven mit und reichlich Grundlage, um nun diesen Eintrag schreiben zu dürfen.

Portrait Nora Schöner - Wolkencode

Meet the Expert: Im Gespräch mit Nora Schöner

In ihrem Mathe-Studium entdeckte Nora ihr Faible für die IT. Von da an hieß es Learning by Doing – sie brachte sich selbst bei, mit Linux umzugehen, fasste über Praktika Fuß in der Branche und arbeitet nun als Beraterin im AWS-Umfeld. Damit liegen auf ihrem Tisch die unterschiedlichsten Aufträge: Mal kann das eine Programmieraufgabe sein, mal ein technisches Konzept für ein neues Produkt-Feature.1.

Neben ihrem Beruf steckt Nora auch in ihrer Freizeit viel Herzblut in die IT-Welt und engagiert sich auf Konferenzen und Meetups. Wenn sie für Fachvorträge über das Cloud-Umfeld auf der Bühne steht, macht sie neben ihrer Expertise auch deutlich: Die IT-Branche steht für alle offen – für knallpinke Blazer genauso wie für das altbekannte Hardrock-Shirt!
Mehr zu ihrem Weg lasse ich Nora selbst erzählen: Unter dem Motto „Nevertheless she coded“ teilt sie auf ihrem Blog inspirierende Einblicke, wie sie das Programmieren für sich entdeckt hat und insbesondere junge Frauen dazu ermutigt, sich in die IT hineinzutrauen.

Wer, wie, was ist AWS?

Mit der Cloud ist einfach gesagt ein Ort gemeint, auf den man über das Internet zugreifen kann und der es ermöglicht, unabhängig vom Gerät auf Daten und Programme zuzugreifen.2.

Eine gigantische Plattform dazu liefert Amazon mit AWS (Amazon Web Services). Von Speicherplatz über Rechenpower bis hin zu Datenanalyse und künstlicher Intelligenz sind dort die verschiedensten Dienste geboten, die Nutzern auf Abruf zur Verfügung stehen und auch individuell angepasst werden können. Im Fachjargon bezeichnet man Amazon auch als CSP, sprich Cloud Service Provider, was soviel bedeutet, wie dass eben cloudbasierte Dienste bereitgestellt werden.3.

Viele Geschäftsmodelle basieren auf der AWS-Plattform, weshalb das Thema Sicherheit nicht zu kurz kommen darf. Automatische Backups, Verschlüsselung und ausfallsichere Speicherkonzepte sorgen dafür, dass die Nutzer ruhiger schlafen können. Was das Sicherheitsniveau angeht, ist im AWS-Umfeld sozusagen die große Schwester der 3-2-1-1-0 Regel im Einsatz, die ich auch für den eigenen Schutz schon vorgestellt habe.4.


Cloud ist nicht gleich Cloud

Es fällt mir immer wieder auf, dass Begriffe in der IT-Welt doppeldeutig sind. Viel Spaß dabei, eine allgemeingültige Definition zu finden. Aber wäre es leicht, bräuchte ich dieses Tagebuch nicht. Also genug gejammert – wir sehen uns im Folgenden an, warum man eine Cloud nicht mit einer Cloud verwechseln darf. Und warum ihr Gegenstück namens „On-Premises“ genauso gut das Gleiche sein kann.

Public Cloud: Maximale Flexibilität

Wenn ich bislang von der Cloud sprach, dann meinte ich damit genau genommen eine Public Cloud. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie von einem externen Anbieter bereitgestellt ist und sich verschiedene Nutzer die Ressourcen teilen. Auch hier darf man sich nicht vom Begriff „Public“, sprich „öffentlich“ irritieren lassen: Die Nutzer sind klar voneinander isoliert! Lade ich meine Fotos auf eine Public Cloud, heißt das nicht, dass sie jeder sehen kann. Es bedeutet, dass jeder andere dies genauso tun kann und dabei denselben Pool an Speichergeräten nutzt, den der Anbieter bereitstellt.

Ein großer Vorteil der Public Cloud ist, dass man die Hardware nicht selbst auftreiben und verwalten muss. Das spart nicht nur Platz und Kosten, sondern auch Zeit, die sonst in die Instandhaltung fließen müsste. Auch Flexibilität ist ein Grund, sich für Anbieter wie AWS zu entscheiden: Das Modell richtet sich nach dem, was du gerade brauchst – und wenn das mehr bzw. weniger wird, ist der Umfang im Handumdrehen angepasst.5.

Private Cloud: Stets Herr der Lage

Von der Public Cloud abzugrenzen ist die Private Cloud. Bei ihr stellt der Nutzer selbst die Infrastruktur bereit. Wiederum heißt das nicht, dass jeder sein eigenes Rechenzentrum betreibt. Es bedeutet, dass dieses Rechenzentrum dediziert, sprich ausschließlich für einen bestimmten Nutzer da ist.

Ist die Hardware in den eigenen vier Wänden beheimatet, spricht man übrigens von On-Premises (kurz: On-Prem), also „vor Ort“. Das hat mich erstmal ordentlich verwirrt, denn ich lernte den Begriff zunächst als das Gegenstück der Cloud kennen: Entweder hostet man seine Daten extern in der Cloud oder eben „On-Prem“.
Nun bin ich schlauer und weiß, dass letzteres genauso gut ein Synonym zur Cloud sein kann, wenn man diese eben vor Ort für sich betreibt.5.

Für die Private Cloud spricht in erster Linie, dass die Datenhoheit nicht in dritter Hand landet. Das kann bei Unternehmen sogar als Aspekt der Sicherheit in der Firmenpolitik verankert sein – besonders, wenn es sich um sensible Informationen handelt.

Hybrid Cloud: Die Grenzen verschwimmen

Um die Verwirrung noch komplett zu machen, gibt es auch noch sogenannte Hybrid-Cloud-Lösungen. Sie sind eine Kombi aus Public- und Private Cloud Modellen und verheiraten die Vorteile beider Ansätze. So kann ein Unternehmen beispielsweise auf externe Anbieter zurückgreifen, wenn vorübergehend die Auslastung explodiert und die firmeninterne Infrastruktur damit überlastet wäre.5.


Die richtige Lösung finden

Kommen wir auf meine Ausgangsfrage zurück: Ist die (Public) Cloud nun ein heißes Pflaster? Die Antwort lautet: Jein. Sie ist eine Möglichkeit, viel mit wenig Einsatz zu erreichen – zum Beispiel eine stabile Webseite, ohne sich um die Server kümmern zu müssen. Gleichzeitig entsteht genau daraus die Abhängigkeit vom Anbieter: Er stellt Dienste zur Verfügung, auf die man angewiesen ist.

Auch im Gespräch mit Nora kam heraus, wie schwierig die Entscheidung für oder gegen die Cloud sein kann. Ihr Ratschlag: Gib der Cloud eine Chance! Wenn sie genau das bietet, was du brauchst: Nimm es. Ohne einen bestimmten Grund sollte man das Rad nicht ein zweites Mal erfinden, indem man genau diese Lösung selbst nachbaut.
Dazu teilte Nora noch einen überraschenden Einblick mit mir: „Solange Netflix läuft, mache dir keine Sorgen.“ Denn Netflix ist nicht nur der größte Konkurrent von Amazon, sondern zugleich ein AWS-Kunde!


FAZIT

Seit dem Gespräch mit Nora kann ich deutlich besser nachvollziehen, welche Gründe für die Cloud sprechen und habe auch etwas von meiner Skepsis abgegeben. Es ist für jeden Fall einzeln abzuwägen, ob die Cloud der richtige Ort ist. Und das führt mich neben allen neuen Erkenntnissen wieder zu meinem Statement zurück: Mache dir bewusst, was dahintersteckt!

Etwas, das offensichtlich zu kurz kam, als ich mir jahrelang meine Playlists aufgebaut habe. Das führt mich zur Frage: Was ist denn nun aus meiner Musikwelt geworden?
Nun, bisher habe ich die beleidigte Phase noch nicht ganz überwunden. Aber ich habe die Perspektive erweitert. Finde ich die Änderung cool? Wohl kaum. Aber ich sehe nun auch, dass einiges dahintersteckt, bis meine Songs überhaupt ertönen. Jedenfalls so viel, dass ich es nicht selbst nachbauen möchte. Sollte ich mich eines Tages doch dazu entschließen, erfährst du selbstverständlich zuerst davon.



Quellen:

  1. https://www.we-are-frida.de/de/nora-schoener
  2. https://azure.microsoft.com/de-de/resources/cloud-computing-dictionary/what-is-the-cloud
  3. https://www.it-business.de/was-ist-ein-cloud-provider-a-669650/
  4. https://aws.amazon.com/de/security/
  5. https://www.vmware.com/de/topics/glossary/content/private-cloud-vs-public-cloud.html

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