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Selbstversuch mit ChatGPT: Wie sich künstliche Intelligenz in meinem Alltag macht

Experiment

Bildquelle: Pexels

Liebes Tagebuch,

bekanntlich ist nichts so beständig wie die Veränderung. Eine davon stellte sich mir Anfang des Jahres vor: Es handelte sich um eine Einladung in Gedichtform. Als ich anerkennend die unterhaltsamen Strophen lobte, wurde ich aufgeklärt, dass das Kunstwerk in wenigen Augenblicken erstellt war. Von einer künstlichen Intelligenz namens ChatGPT.

Der Name tauchte immer öfter in meinen Social Media Accounts auf, wurde international zum Thema für Politik und Wirtschaft. Die Möglichkeiten von ChatGPT wurden genauso diskutiert wie die Bedenken daran. Für mich ein deutliches Bekenntnis, dass es sich nicht um einen harmlosen Trend handelt – also ein klarer Fall für mein Tagebuch.

Was ist ChatGPT eigentlich?

Die Technologie wurde im November 2022 veröffentlicht und hat schon jetzt hohe Wellen geschlagen. Also wird es höchste Zeit zu wissen, was es damit auf sich hat:
ChatGPT wurde von OpenAI entwickelt und kann in menschlicher Sprache auf Anfragen der Nutzer eingehen. In Sekundenschnelle erstellt es Referate zum gewünschten Thema, schreibt Codes für Programmierer, oder formuliert E-Mails an Vorgesetzte. Um das zu schaffen, greift das Sprachmodell auf einen gigantischen Pool an Trainingsdaten zurück.1.

ChatGPT wurde mit Infos aus dem World Wide Web bis ins Jahr 2021 geschult. Trotzdem ist es derzeit (noch) nicht mit dem Internet verbunden. Während es mir also genau erklären kann, wovon Goethes Faust handelt, ist es mit der Wettervorhersage Stand jetzt überfragt.2. Voraussichtlich ändert sich das aber bald – in der kostenpflichtigen Variante soll sich eine Internetverbindung nun schon aktivieren lassen.3.

Nicht nur easy-going: Die Bedenken an ChatGPT

ChatGPT sorgt weltweit für Aufsehen, und das nicht nur im Guten. In den USA sind die Vorbehalte so stark, dass die Verbraucherschutzbehörde zu Ermittlungen aufgerufen wurde. Neben einem Täuschungsrisiko steht allem voran Voreingenommenheit des Systems auf der Anklageliste. Unter anderem lassen sich Sicherheitsfilter umgehen, was für Cyber-Kriminalität die Tür öffnen kann – beispielsweise, indem ChatGPT durch gezielte Fragestellung auch bei der Entwicklung bösartiger Software unterstützt.4.

Auch in Deutschland werden Sorgen laut: Wurde das Tool mit einer rechtmäßigen Datengrundlage trainiert? Wie geht ChatGPT mit den persönlichen Informationen um? Um diese Fragen zu beantworten, haben Landesdatenschutzbehörden ein Verfahren gegen OpenAI eröffnet.5.

ChatGPT im Selbstversuch: Meine eigenen Erfahrungen

Ich habe mich in meinem Netzwerk umgehört und auf Instagram eine Umfrage gestartet. Das Ergebnis ist kunterbunt: Während die einen nicht mehr ohne ChatGPT auskommen, können andere die Begeisterung nicht nachvollziehen. In der nachfolgenden Abbildung gibt es die genauen Ergebnisse auf einen Blick:

Instagram Umfrage itgirlsjournal am 21. Mai 2023
Bildquelle: Autor. Ergebnisse der Instagram-Umfrage von @itgirlsjournal am 20.-21. Mai 2023

Gerade wenn die Meinungen weit auseinander gehen, wird es Zeit sich eine eigene zu bilden. Also habe ich ChatGPT auch selbst ausprobiert. Vorhang auf für die verschiedenen Rollen, in denen ich ChatGPT verwendet habe:

Die Wissensbasis

Wenn ich etwas wissen möchte, wende ich mich im Normalfall an Google. Als erstes wollte ich ausloten, inwiefern ChatGPT damit gleichziehen kann. Also stellte ich Testfragen zu einer Automatisierungssoftware, die ich oft im Arbeitsalltag nutzte. Ich war gespannt, welche Lösungsvorschläge ich zu meinen Schilderungen erhalten würde und lernte schnell: Als Wissensbasis kann ChatGPT meiner Meinung nach nicht mit einer gezielten Google-Suche mithalten. Die Antworten stimmten nicht mit meiner beabsichtigten Lösung überein. Kurz bekam ich einen Schreck, ob ich all die Jahre etwas übersehen hatte. Doch als ich mich nach den Quellen erkundigte, wurde ich auf Seiten verwiesen, die nicht verfügbar waren. Im beruflichen Kontext war mir das zu heikel und ich kehrte ohne Umschweife wieder zum guten alten Google zurück.
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Der Ideengeber

Wenn ich einmal nicht auf IT-Mission bin, darf ich aktuell ein sehr wichtiges Amt ausüben: Ich bin Trauzeugin! Selbstverständlich bin ich also auch für einen gebührenden Junggesellinnenabschied zuständig. Nur wo fängt man da an? Ich beschloss, ChatGPT zu fragen. Das Fazit: Als Ideengeber hat mir ChatGPT beim Brainstorming weitergeholfen. Da noch top secret ist, wo es hingeht, kann ich dir die Details noch nicht verraten. Aber das Tool hat meine Vorgaben treffend aufgegriffen, kurbelte die Kreativität an und lieferte damit einen guten Startpunkt, um eine denkwürdige Zeit zu organisieren.
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Die Text-Assistenz

Ich finde es beeindruckend, wie ChatGPT Texte zaubert. Man merkt auf den ersten Blick wirklich nicht, dass sie von einer Maschine kommen! Also versuchte ich es auch für mein IT-Tagebuch: Ich gab meine Gliederung ein, gab meinen Schreibstil vor und sah ChatGPT gebannt dabei zu, wie es meine Angaben in der von mir vorgegebenen Textlänge umsetzte.

Das Faszinierende: Bislang habe ich in den Texten von ChatGPT keinen Stein dort gelassen, wo ihn das Tool platziert hat – zu wenig passt es zu mir und meiner doch recht eigenen Art zu schreiben. Aber: Ich bin besser bei der Beitragserstellung vorangekommen! Es macht einen großen Unterschied, ob man vor einer gähnend leeren Seite sitzt oder schon einen Entwurf vor sich hat, an dem man bereits tüfteln kann.
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Der Entertainer

IT und Spaß müssen nicht im Widerspruch stehen – darum geht es auch auf meinen Social Media Accounts. Gibt es also einen IT-Witz, der mich zum Schmunzeln bringt, bekommt er einen Platz auf meinem Instagram Profil. Bis ein solcher Witz gefunden ist, kann viel Zeit vergehen – wenn ChatGPT eine Abkürzung kennt, warum nicht? Das Problem: Das Tool hat scheinbar einen anderen Humor als ich. Hier eine kleine Kostprobe:

ChatGPT als Entertainer
Bildquelle: Autor in ChatGPT

Und, lachst du schon Tränen? Ich für meinen Teil hätte ChatGPT beinahe als Entertainer abgeschrieben. Doch dann kam es zum Fun Fact: Als ich das Tool bei meinem Selbstversuch bat, mich bei der Formulierung dieses Eintrags zu unterstützen, dichtete es genau hier noch ungefragt die Ursache hinzu, weshalb ich seine Witze so unlustig fand: Es liege daran, dass ich ein „nerdiger IT-Enthusiast“ sei und meine „Humorvorstellungen vielleicht etwas anspruchsvoller sind als die des durchschnittlichen Chatbot-Nutzers“. Na siehst du, jetzt musste ich doch schmunzeln.
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Die Programmierhilfe

Einfach. Nur. Wow!! Ich hatte schon gelesen, dass ChatGPT eine besonders starke Hilfe beim Programmieren sein soll. Aber was ich im Selbstversuch zu sehen bekam, machte mich trotz Vorwarnung sprachlos. Du erinnerst dich daran, wie ich einen ganzen Tag am Rechner saß, um einen eigenen Tee-Timer in Python zu programmieren? Jetzt halte dich fest: Ich beschrieb den Timer für ChatGPT genau so, wie ich ihn in meinem Algorithmus definiert hatte. Ich drückte auf Enter, bekam den Code und kopierte ihn in meine IDE (ausformuliert „Integrated Development Environment“, sprich die Entwicklungsumgebung, um Anwendungen zu schreiben).6.

Das reichte! In weniger als 5 Minuten hatte ich einen Tea-Timer, der 1:1 mit meinem vergleichbar war. Nur dass der Code halb so lang war und nicht einmal einen Bruchteil der Nerven kostete.
Ich habe in meinem Python-Experiment schon bewiesen, dass man weder Programmiervorkenntnisse noch eine KI braucht, um Aufgaben zu automatisieren. Aber jetzt gibt es wirklich keine Ausreden mehr – es war noch nie so einfach wie jetzt!
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FAZIT

Da beißt die Maus keinen Faden ab: ChatGPT hat meinen höchsten Respekt! Das Tool hat mich noch nicht auf jedem Gebiet überzeugt, aber Fakt ist auch, dass wir hier nur von einer Momentaufnahme sprechen. Die KI entwickelt sich so schnell weiter, dass ich diesen Eintrag allein schon beim Erstellen mehrmals aktualisieren musste. Wir müssen also in Kauf nehmen, dass dieser Eintrag bald schon nicht mehr aktuell sein wird und nur ein Ausblick darauf ist, welche Möglichkeiten noch in der Zukunft schlummern – für ChatGPT genauso wie für andere KI-basierte Tools wie etwa Open Assistent oder Google Bard. Als Empfehlung wurde mir in meiner Instagram-Umfrage auch nahegelegt, mich mit AutoGPT zu beschäftigen: Eine Lösung wie ChatGPT, nur in der Lage, sich darüber hinaus noch selbst zu organisieren.7.

Die Bedenken, gerade in Bezug auf Datenschutz und Urheberrecht in Verbindung mit solchen Tools, nehme ich absolut ernst und überlege mir zweimal, für was ich die Technologie verwende. Ich betrachte ChatGPT jedenfalls nicht als Ersatz für meinen eigenen Verstand, sondern als beeindruckendes Werkzeug.
Die Frage, ob sich KI-Systeme auf unseren Alltag auswirken werden, habe ich nach meinem Test von ChatGPT hinter mir gelassen. Offen bleibt für mich noch das „wie“.



Quellen:

  1. https://chatopenai.de/
  2. https://www.handelsblatt.com/technik/it-internet/chatgpt-was-die-ki-von-openai-alles-kann-/28941524.html
  3. https://www.chip.de/news/Radikale-Aenderung-bei-KI-Tool-ChatGPT-Neuer-Schalter-beseitigt-groesste-Schwaeche_184793223.html
  4. https://www.heise.de/news/OpenAI-US-Verbraucherschutzbehoerde-soll-ermitteln-Italien-sperrt-ChatGPT-8328351.html
  5. https://www.heise.de/news/ChatGPT-Deutschlands-Datenschuetzer-eroeffnen-Verfahren-gegen-OpenAI-8974708.html
  6. https://www.redhat.com/de/topics/middleware/what-is-ide
  7. https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/autogpt-kuenstliche-intelligenz-wird-ein-bisschen-selbstaendiger,TcLhlAF

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