Vom Waschbrett zur Maschine: Wie Programmieren den Büroalltag aufmischt
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Liebes Tagebuch,
wünschst du dir manchmal die Zeiten zurück, als man seine Wäscheberge nur von Hand sauber bekam? Ich auch nicht. Vielleicht mag es ja meditativ gewesen sein…aber der weite Weg zum nächsten Fluss, das eiskalte Wasser, das Warten, bis alles wieder trocken ist (vor allem bei Regen). Muss nicht sein, gell?
Die Erfindung der Waschmaschine nimmt uns zum Glück etwa tausend Umdrehungen pro Minute ab. Doch sobald das maschinell gereinigte Outfit sitzt und wir uns an den Schreibtisch begeben, reisen wir zurück ins Mittelalter – und erledigen die Dinge wieder von Hand!
Obwohl ich ohne Microsoft Office aufgeschmissen wäre, bietet es in meiner Welt die Top-Kandidaten für Handarbeit. Besonders, wenn Infos von verschiedenen Orten in Excel aufbereitet werden müssen und anschließend in eine PowerPoint Präsentation wandern sollen. In solchen Fällen packt man die Daten der Begierde mit einem handverlesenen Mausklick und fügt sie liebevoll an anderer Stelle ein. Das berühmte „Copy and Paste“ kann durchaus meditativ sein.
Wenn daraus jedoch eine „neverending Story“ wird, meinetwegen weil man monatlich Auswertungen für 20 verschiedene Länder macht, wird es irgendwann fad – und unnötig! Schließlich steht die Waschmaschine der IT-Welt schon bereit, um uns die Sträflingsarbeit abzunehmen. Es gibt nur einen Haken daran, wie man sie in Gang bringt: Man kommt nicht am Programmieren vorbei.
Was macht man beim Programmieren?
Programmieren ist nichts anderes als dem Computer zu sagen, was er für dich tun soll. Für diese Kommunikation braucht es eine Programmiersprache: Damit lassen sich Anweisungen formulieren, die ein Rechner wiederum umsetzen kann.1.
Beispiele für solche Sprachen sind C++ oder Java – für mich fiel die Wahl auf Python, da es auch für Anfänger leicht zu lernen ist und für alles Mögliche verwendet werden kann. Zum Beispiel dafür, nervige Aufgaben am PC zu automatisieren.2.
Wann macht Programmieren Sinn?
Leider hat Automatisierung ihre Grenzen. Zumindest habe ich bisher noch keinen Hack gefunden, wie Python für mich an Meetings teilnimmt oder mein Gehalt verhandelt. Allerdings gibt es drei Hinweise dafür, dass sich eine Aufgabe für Automatisierung eignet:
- Sie muss häufig erledigt werden
- Sie erfordert kein komplexes Denken
- Sie hält dich von dem ab, was du wirklich tun möchtest3.
Jackpot! Mein Büroalltag hat dafür das perfekte Szenario im Angebot:
Eine meiner Hauptaufgaben ist die Auswertung digitaler Marketing-Kampagnen.
Das bedeutet zunächst Informationsbeschaffung: Wieviele Teilnehmer hatte das Webinar? Wie hoch war das Klick-Engagement im Newsletter? Das Zusammensuchen dieser Zahlen ist zunächst kein mentales Kunststück.
Allerdings hält es mich von meiner eigentlichen Intention ab, den Erfolg der Kampagne zu analysieren und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. Also habe ich ein Skript programmiert, das die Informationsbeschaffung vertrauensvoll in die Hände von Python legt.
Wie programmiert man?
Bevor man wie in Hacker-Filmen in die schwarze Bedienkonsole tippt, geht es erst einmal ans Konzept: Man muss bis ins kleinste Detail festlegen, was das Getippte überhaupt erreichen soll. Dieser Hirnschmalz nennt sich in der IT-Welt Algorithmus und ist der Start eines jeden Codes. Unabhängig von der Programmiersprache legt ein Algorithmus das genaue Vorgehen fest. Ich habe mir zunächst also detailgenau skizziert, an welchen Orten die gesuchten Infos liegen und wohin sie befördert werden sollen.
Exkurs
Wenn man so will, gehen selbst Sicherheitskarten an Bord eines jeden Flugzeugs als Algorithmus durch. Sie beschreiben den Passagieren Schritt für Schritt, wie sie im Notfall vorgehen müssen: Sauerstoffmaske zu sich heranziehen, befestigen und erst dann anderen helfen. Die Sicherheitskarte ist für jeden verständlich in Bildern skizziert und damit ebenso sprachunabhängig.
Sobald der Algorithmus steht, geht es darum, ihn in einer Programmiersprache zu formulieren. Das war für mich der schwerste Part, denn ich spreche eben noch kein Python (Kurze Randnotiz: Meine ersten Schritte mit Python habe ich separat dokumentiert). Hier ist die IT-Welt einfach genial, denn im Gegensatz zur Schulzeit darf man beim Programmieren von den Profis abschreiben. Im Netz gibt es riesige Communities, die gegenseitig ihr Wissen zur Verfügung stellen.
Meine Lesson Learned: Ich habe kaum ein Problem, das nicht irgendwann schon jemand vor mir gelöst hat.
Auf der IT-Plattform Stack Overflow tauschen unzählige Experten ihr Können aus – und lieferten mir unter anderem einen Code dafür, um Daten aus Excel Dateien zu lesen und in PowerPoint einzufügen.
Ganz ohne Mitdenken geht es dann leider doch nicht, da ich den Code aus Stack Overflow erst einmal auf meinen individuellen Fall anpassen musste.
Für mich als IT-Rookie war der Invest sogar so gigantisch, dass ich schon an meiner Programmier-Mission zweifelte. In der Zeit, in der ich am Code geschraubt habe, hätte ich wohl für das nächste halbe Jahr weiter Zahlen kopieren können. Der Punkt ist: Ich habe die Zeit mit etwas verbracht, das mich in Zukunft effizienter macht. Mit nur einem Mausklick mehrseitige Reports zu zaubern, ist doch ein Ziel vor Augen! Zudem schreibt Python deutlich zuverlässiger ab als ich – schon jetzt habe ich zumindest die Zahlendreher aus meinen Berichten eliminiert.
FAZIT
Nach meiner Erfahrung lohnt es sich enorm, Programmieren in die Trickkiste aufzunehmen. Ich vermisse das Abschreiben kein bisschen. Das einzige Problem daran ist der anfängliche Invest:
Die Überwindung ist groß, die Arbeit mit dem gewohnten Waschbrett einzustellen – besonders, wenn man meterhohe Wäscheberge vor sich hat. Es kostet Mut, sich stattdessen durch die befremdliche Bedienungsanleitung der Waschmaschine zu wälzen und sich mit den vielen Programmen und Knöpfen vertraut zu machen.
Am Ende entscheidest du selbst, ob du dich in die Sphären der Programmierung hinein traust und was dir am Ende lieber ist: Waschbrett oder Maschine?
Quellen: