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Ich packe meinen Koffer…mit VM’s oder Containern?

Urlaub

Bildquelle: Autor

Liebes Tagebuch,

ich finde es erstaunlich, dass man falsch Urlaub machen kann. Aber scheinbar bin ich ganz gut darin. Dabei finde ich meine Anforderungen gar nicht so schlimm: Vergleichbare Hygienestandards und idealerweise an einem Ort, von dem man notfalls auch zu Fuß nach Hause kommt.
Demnach fühlte ich mich richtiggehend badass, als es für mich nun eine Woche nach Rhodos ging. Da wäre das Nach-Hause-Schwimmen schon herausfordernd geworden. Zum Glück war das nicht nötig, denn ich genoss es in vollen Zügen: Ausgiebige Buffets, tolle Live-Musik, ein beeindruckender Ausblick – so ließ es sich aushalten! Als ich am Pool faulenzte, konnte ich die Gedanken kreisen lassen, wohin ich wollte. Und wo hätten sie auch anders hinkreisen können als zurück zu IT-Girl’s Journal.

Nachdem ich mich zuletzt mit dem Thema Virtualisierung beschäftigt hatte, erhielt ich von einer Leserin einen wertvollen Tipp: „Schreib über Container, das ist der neueste ‚Hot Shit‘“.
Das sagte mir wieder einmal nichts, doch auf meinem Liegestuhl hatte ich ja reichlich Zeit, das zu ändern. Allein meinem LinkedIn Feed entnahm ich, dass Container „täglich an Bedeutung gewinnen“. Laut Golem seien sie, verglichen mit VM’s, wie „Star Wars versus Indiana Jones“.1. Ok, nun war ich wirklich neugierig!
Ich recherchierte weiter und suchte wie gewohnt einen Weg, das Thema fernab vom IT-Slang greifbar zu machen. Wie praktisch, dass sich meine Packliste für Rhodos kaum besser anbieten könnte, um eine passende Analogie zu finden:

Mein Flugticket setzte mich vor die vollendete Tatsache, dass der Koffer 15kg nicht zu überschreiten hat. Nun bin ich vom Typ Hausstand-Tourist und nehme grundlegend mein halbes Hab und Gut mit. Ist ja logisch: Wenn ich schon nicht daheim bleiben kann, dann muss mein Zeug mit. Nur wiegt das natürlich geringfügig mehr als die Vorgabe der Fluggesellschaft.
Also ging vor der Abreise das große Abwägen los: Was bleibt im Koffer, und was könnte ich auch auf dem Zimmer vorfinden? Glätteisen blieb im Gepäck, Föhn flog raus. Conditioner kam mit, Lotion adieu. So reduzierte ich das Gewicht auf sage und schreibe 15,3 kg – ich war stolz auf meine Verwandlung zum Backpacker und auch der Herr am Check-In drückte ein Auge zu.

Und jetzt kommt’s: Sobald du den nächsten Satz liest, weißt du bereits, was am Container anders ist als an einer VM!

Die VM ist der Hausstand-Tourist und der Container ist der Backpacker.

Tadaaa! Nun zugegeben, jeder IT-Mensch muss für mich noch ein Auge mehr zudrücken als der Mann am Check-In. Natürlich steckt viel mehr dahinter und Container beschreiben eine raffinierte Technologie. Aber im ersten Schritt geht es doch immer um das eine: Das Prinzip. Und das nehmen wir im Folgenden mal ein wenig unter die Lupe.

Vorab: Was ist eine virtuelle Maschine?

Eine VM kommt zum Einsatz, wenn man Hardware nicht für einen einzigen Zweck oder User nutzt, sondern sich mehrere separate Einheiten die gleichen Ressourcen teilen.
Dafür simuliert man einen vollumfänglichen Rechner, von der CPU über den RAM bis hin zum Festplattenspeicher. Die VM nimmt sich quasi ein Handtuch und wirft es über seinen Anteil aller Hardware-Ressourcen. Eine VM ist besitzergreifend – und käme somit auch nicht auf die Idee, das Betriebssystem mit anderen zu teilen. Implementiere ich auf meinem Laptop also zwei virtuelle Maschinen, dann möchte auch jede von ihnen ihr eigenes Betriebssystem installiert haben.2. Das macht sie einerseits sehr autark, andererseits auch recht füllig – genau wie den Koffer waschechter Hausstand-Touristen.

Was ist anders beim Container?

Container sind ebenfalls eine Form der Virtualisierung. Allerdings ist es nicht das Ziel, einen Rechner mit allem Drum und Dran in die Simulation zu stecken. Der Schwerpunkt liegt allein auf einer konkreten Anwendung.3. In die virtuelle Umgebung wird nur das gepackt, was für diese Anwendung benötigt wird.
Ebenso wie virtuelle Maschinen laufen Container völlig voneinander getrennt. Was die Ressourcenteilung angeht, ist ein Container allerdings kooperativer als eine VM. Das Betriebssystem des Hosts hält für alle Container her, die darauf installiert werden – zumindest der wesentliche Teil des Betriebssystems, den man Kernel nennt. Der Container ergänzt diese Grundlage dann nur soweit, dass die Anwendung funktioniert. Das macht einen Container – ähnlich wie einen Backpacker – deutlich leichtfüßiger als eine VM. Er lässt sich dadurch nicht nur schneller starten, sondern auch deutlich leichter kopieren und auf andere Geräte übertragen.2.

Der Preis dafür ist, dass ein Container nicht ganz so unabhängig von seinem Host ist wie eine virtuelle Maschine. Die VM kommuniziert direkt mit der Hardware und kann damit folglich tun und lassen, was sie möchte. Der Container hat kein eigenes Betriebssystem im Gepäck und überlässt es dem Host, die Hardware anzusprechen. Im Umkehrschluss muss er sich dessen Repertoire beugen. Das heißt: Verwendet ein Host Windows als Betriebssystem, so können nur windowsbasierte Container darauf eingerichtet werden – nicht aber welche, die bspw. auf Linux ausgelegt wären.2.

Ein bekannter Anbieter für diese Technologie ist Docker – auch wieder ein Name, der mir schon öfter untergekommen ist. Diese Open-Source Software stellt die Funktionalität zur Verfügung, um Container auf einem Rechner einzurichten.4.

FAZIT

Stimmt es denn nun, dass Container der neueste „Hot Shit“ sind, oder haben VM’s weiter ihre Berechtigung? Wenn ich mir das so ansehe, kommt es absolut auf den Anwendungsfall an.

Es ist genau wie unterwegs: Natürlich reist es sich besser mit leichtem Gepäck – und da haben Container ganz klar ihre Nase vorn. Aber Obacht! Das bedeutet auch zeitgleich weniger Extrawünsche. Ich hatte im Urlaub ja mitunter meine Lotion daheimgelassen. Nun war ich auf das Repertoire des Hosts bzw. Hotelzimmers angewiesen. Für das Gros der Gäste sicher kein Problem – ich war mit der Lotion aus dem griechischen Badezimmer jedoch nicht kompatibel. Meine Haut zeigte mir verstimmt, dass meine Luxus- Creme das nächste Mal wieder mitzufliegen hat – Gewicht hin oder her! Um die Daseinsberechtigung von VM’s muss ich mir nach dieser Erfahrung wohl genauso wenig Sorgen machen wie um mein nächstes Reiseziel…


Quellen:

  1. https://www.golem.de/news/container-vs-virtuelle-maschinen-vertraue-der-macht-indy-2207-165810.html
  2. https://www.youtube.com/watch?v=eGz9DS-aIeY – Networkchuck – you need to learn Docker RIGHT NOW!! // Docker Containers 101
  3. https://www.redhat.com/de/topics/containers/containers-vs-vms
  4. https://www.storage-insider.de/was-sind-container-a-813491/

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