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IT und Energie: Warum „Think before printing“ nicht zu Ende gedacht ist

Bildquelle: Pexels

Liebes Tagebuch,

ich geb’s zu, ich bin ein stückweit deutsches Klischee. Wenn’s nach mir ginge, dürfte mein Auto mit am Tisch essen. Und was den Stand der Digitalisierung anbelangt, so gehöre ich mit zu den Spezialisten, die ihr Online-Ticket ausdrucken. Ich meine, wer garantiert, dass mein Handy nicht genau im falschen Moment das Zeitliche segnet?

Allerdings entgeht auch mir nicht den Vorwurf, der mich regelmäßig auf den Dokumenten kritisiert: „Think before printing“. Macht mich der Druck zum Umweltsünder, auch wenn’s ein Bahnticket ist? Ich komme nun jedenfalls der Aufforderung nach und denke ein zweites Mal darüber nach: Ist digital wirklich besser für die Umwelt als analog?

Ressourcenverbrauch in der IT-Welt: Hui oder Pfui?

Wie ich bei meiner Recherche herausfinde, ist die IT-Welt hungriger nach Energie als man annehmen könnte: 3,7% des weltweiten Ausstoßes klimaschädlicher Gase ist auf sie zurückzuführen. Damit ist der CO2-Fußabdruck von Smartphones, Servern & Co. vergleichbar mit der Luftfahrtindustrie!1.

Ein großer Teil davon geht auf das Konto von Cloud Computing. Rechenzentren sind Tag und Nacht gefordert – sonst könntest du diesen Eintrag gar nicht lesen, wenn dir danach ist.
Einen enormen Energiebedarf haben auch Kryptowährungen. Es heißt, dass Bitcoin-Mining in diesem Jahr mehr Strom verbrauchen wird als Norwegen oder Schweden!2. Nicht zuletzt ist das Streamen von Musik und Videos ein wahrer Stromfresser: Eine Stunde Videostreaming entspricht in etwa 4km Fahrt im Elektroauto.3.

Das Paradoxe daran: IT verschlingt nicht nur Unmengen an Strom, sondern hilft zugleich dabei, welchen zu sparen.

Potenzial für den Umweltschutz: So spart IT Energie

Laut DENA (Deutsche Energie-Agentur) hält die Gestaltung der IT-Landschaft in Unternehmen Einsparmöglichkeiten von bis zu 75% bereit – beispielsweise durch den vermehrten Einsatz von Thin Clients und der bedarfsgesteuerten Nutzung der Geräte.4. Automatisierung und maschinelles Lernen machen Produktionsabläufe zudem effizienter und tragen zudem dazu bei, dass deutlich weniger Abfall entsteht.5.

Auch indirekt zeigt der Einsatz von IT eine positive Wirkung auf den Energiebedarf:
Während eine Videokonferenz unter vier Personen 0,7 kg CO2 produziert, verantwortet eine „echte“ Geschäftsreise mit Bahn, Auto oder Flugzeug bis zu 500kg.6.
Selbst in energiefressenden Rechenzentren steckt ein Nachhaltigkeitsgedanke: Microsoft baut derzeit ein Rechenzentrum in Dänemark, dessen Abwärme bis zu 6.000 Haushalte versorgen soll.7.

Tipps für den Einzelnen: Mit diesen kleinen Kniffen leistest du Großes

IT verantwortungsvoll zu nutzen, bedeutet nicht zwingend mehr Aufwand. Mit den folgenden vier Tipps kannst auch du leicht dazu beitragen, Energie zu sparen:8.

  1. Bildschirmhelligkeit drosseln:
    Reduziert sich die Display-Helligkeit auf 70%, braucht ein Laptop bereits 20% weniger Strom. Für den Nutzer springt eine längere Akkulaufzeit heraus.
  2. Downloaden statt streamen:
    Es kostet weniger Energie, Inhalte offline zu konsumieren als sie mehrmals zu streamen. Bei Musikfans lohnt sich also der Download von Lieblingshits. Auch die App macht einen Unterschied. Wenn du nebenbei etwas anderes machst, muss beim Musikhören ja nicht zwingend ein Video mitlaufen.
  3. Sparsam mit Daten umgehen:
    Ich fasse mir an die eigene Nase – als Mama brauche ich natürlich selbst tausend Aufnahmen von meinem Zwerg. Im Anschluss wird allerdings die Galerie ausgemistet. Kleiner Tipp: Immer nur zwei Bilder vergleichen und das schlechtere löschen. Am Ende bleibt automatisch der Favorit übrig und der Cloudspeicher freut sich über mehr Platz.
  4. Geräte länger nutzen:
    Das ist mein Lieblingstipp, da man original nichts tun muss: Weder Geld ausgeben, noch Kontakte synchronisieren oder neue Schutzhüllen auftreiben: Einfach Laptop, Smartphone & Co. so lange nutzen, bis sie sich auf natürliche Weise verabschieden. Und schon ist der Umwelt ein Gefallen getan.
FAZIT

Für mich nehme ich mit, dass Ressourcensparen nicht auf die analoge Welt beschränkt werden darf. Natürlich freut sich die Umwelt, wenn ich künftig auf den Druck von Onlinetickets verzichte. Aber damit ist es eben nicht erledigt. Die IT-Landschaft mag virtuell scheinen – ihr Energiebedarf ist aber absolut real. Das Gute daran: Sie hält zugleich auch Einsparpotenzial bereit, das lange noch nicht ausgeschöpft ist. Das gilt für die Industrie genauso wie für den Einzelnen. Überspitzt gesagt präsentiere ich also bei meiner nächsten Zugfahrt ein heruntergeladenes Ticket auf einem leicht verstaubten Smartphone im Energiesparmodus. Und dann wird ein Schuh draus.



Quellen:

  1. https://karrierewelt.golem.de/blogs/karriere-ratgeber/sustainable-it-die-nachhaltigkeit-hat-die-it-erreicht
  2. https://finanzwissen.de/kryptowaehrungen/bitcoin-stromverbrauch/
  3. https://verbraucherschutzzentrale.be/das-internet-der-stromfresser/
  4. https://partner.mvv.de/blog/green-it-10-tipps-um-die-energiekosten-im-unternehmen-zu-senken
  5. https://business-services.heise.de/specials/moderne-it-infrastruktur/home/beitrag/nachhaltige-it-warum-eine-gruene-digitalisierung-wichtig-ist-4191
  6. https://www.huawei.com/de/deu/magazin/digitale-infrastruktur/gruenes-rechenzentrum
  7. https://local.microsoft.com/de/blog/datacenter_heat_repurposed/
  8. https://fundraisingbox.com/blog/14-tipps-um-deinen-digitalen-co2-fussabdruck-zu-verringern/

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